Die Zukunft des Informatikunterrichts: Lehrkräftebefragung zur Nutzung von Coding-Plattformen

In einer Welt, in der digitale Technologien unaufhaltsam voranschreiten, sind Future Skills nicht nur der Schlüssel für einen erfolgreichen Bildungsweg, sondern auch für einen gelungenen Berufseinstieg.

Schulen können ihren Beitrag dazu leisten, Schülerinnen und Schüler auf morgen vorzubereiten – eine zentrale Rolle spielt dabei der Informatikunterricht. Im Idealfall soll dieser den Schülerinnen und Schülern neben anderen Kompetenzen auch praktisch anwendbare digitale Fähigkeiten vermitteln. Der Einsatz von Programmierumgebungen kann dabei unterstützen. Um einen tieferen Einblick in die Bedürfnisse und Wünsche von Informatiklehrkräften zu bekommen, hat das Institut für Angewandte Informatik e.V. (InfAI) eine Studie durchgeführt. Sie bietet aufschlussreiche Einblicke in die Bedürfnisse und Anforderungen von Lehrkräften an Coding-Plattformen. Weiterhin gibt sie Hinweise darauf, wie der Informatikunterricht in Zukunft noch bedürfnisgerechter gestaltet werden kann.

Vom 25. Oktober bis zum 20. November 2023 wurden 173 Lehrkräfte aus 14 Bundesländern aus dem Netzwerk „MINT-Zukunft schaffen!“ zu ihren Erfahrungen und Wünschen bezüglich des Einsatzes von Coding-Plattformen im Unterricht befragt. Die Teilnehmenden repräsentieren eine Vielfalt von Schulformen, darunter Gymnasien, Realschulen, Gesamtschulen und berufsbildende Schulen.

Ausstattung und Nutzung von Coding-Plattformen

Die Studie zeigt ein positives Bild der technischen Ausstattung in den teilnehmenden Schulen. Die meisten Schülerinnen und Schüler verfügen über eigene Geräte für den Informatikunterricht. In einigen Fällen müssen sich jedoch auch zwei Schüler ein Gerät teilen. Überdies zeigte sich, dass 76% der Lehrkräfte im Unterricht Programmierumgebungen nutzen. Beliebte Programmiersprachen sind Scratch, Java und Python, wobei Java vornehmlich an Gymnasien und berufsbildenden Schulen gelehrt wird.

Präferenzen und Anforderungen an Coding-Plattformen

Die Lehrkräfte äußerten klare Präferenzen hinsichtlich der Merkmale, die eine ideale Coding-Plattform aufweisen sollte. Insgesamt wurden 121 funktionale und 62 inhaltliche Anforderungen ermittelt, welche in der Studie als Freitextantworten erfasst wurden. Diese wurden den sieben in der Grafik dargestellten Überkategorien zugeordnet. Zu den wichtigsten Anforderungen zählen eine leichte Bedienbarkeit, zuverlässige Performance und Datenschutz. Auch Kostenfreiheit spielt eine große Rolle – sie ist eine der Top 3 Anforderungen und taucht gleichzeitig in späteren Frage-stellungen in Form von Ablehnung von Abo-Modellen oder versteckten Kosten wieder auf. Die Möglichkeit, die Plattform ohne Anmeldung nutzen zu können, geht Hand in Hand mit dem Bedürfnis nach Datenschutzkonformität.
Lehrpersonen erwarten weiterhin, dass potenziell bereitgestellte Lerninhalte anpassbar sind. Beispielhafte funktionale Anforderungen für den Unterpunkt ”Performance” sind z.B. der Wunsch nach Offline-Funktionalität und Kreuzkompatibilität mit verschiedenen Betriebssystemen.

Herausforderungen und Barrieren

Eine der zentralen Challenges, die von der Studie dargelegt werden, ist die Herausforderung, eine Plattform zu finden, die sowohl den pädagogischen Anforderungen entspricht als auch datenschutzkonform ist. Lehrkräfte äußerten Bedenken hinsichtlich versteckter Kosten und Abonnement-Modellen sowie der Kompatibilität mit bestehender Schulinfrastruktur. Diese Faktoren können als Barrieren für die Einführung neuer Plattformen im Unterricht wirken. Weiterhin betont mehr als jede zehnte Lehrkraft, dass fehlende Datenschutzkonformität für sie ein Ausschlusskriterium für die Nutzung einer Plattform ist.

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Die Studienergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, bei der Entwicklung von Coding-Plattformen auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Lehrkräfte einzugehen – einzelne Pain Points können Plattformen hier schon von Anfang an zum Scheitern verurteilen (z.B. Datenschutzbedenken). Plattformen sollten nicht nur technisch ausgereift, sondern auch benutzendenfreundlich, datenschutzkonform und an die schulischen Curricula anpassbar sein. Die längerfristige Akzeptanz wird natürlich auch von weiteren Faktoren beeinflusst – daher ist es entscheidend, Lehrkräften Ressourcen und Schulungen anzubieten, um die Einarbeitung in neue Systeme zu erleichtern und deren nachhaltige Integration in den Unterricht zu fördern.

Key Insights

  • Hardware-Ausstattung der Schülerinnen und Schüler überwiegend sehr gut (zu beachten: Schulen sind Teil des MINT-Netzwerks!)
  • Curricula, insb. Prüfungsleistungen (Abiturvorgaben), sind entscheidend für die Wahl der unterrichteten Programmiersprache
  • Lehrkräfte suchen nach Plattformen, die ihnen Inhalte bieten
  • Programmierumgebung muss zum Prüfungsstoff / Curriculum passen
  • fehlende DSGVO-Konformität ist ein zentrales Ausschlusskriterium
  • Mehrwert einer (weiteren) Plattform oft unklar
  • Risiko der Inkompatibilität mit bestehender Schulinfrastruktur
  • Sorgen vor versteckten Kosten und Abo-Modellen

Autoren

  • Carolin Steiner

    Carolin Steiner hat ihren Master of Arts in Anglistik gemacht und arbeitet an der Intersektion von Narrativ, Mensch und Technologie. Dabei beschäftigt sie sich insbesondere mit Storytelling in Serious Games, Gamification, sowie Motivationspsychologie.

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  • Julia Friedrich

    Als Magistra Artium der Religionswissenschaft bringt Julia Friedrich einen geisteswissenschaftlichen Blickwinkel in das interdisziplinäre Forschungsteam ein. Sie fokussiert sich in ihrer Arbeit auf die humanzentrierte Perspektive der Gestaltung von digital-gestützten Transformationsprozessen und bearbeitet in ihren anwendungsnahen Forschungsprojekten vielfältige Fragestellungen im Spannungsfeld der Mensch-Technik-Interaktion.

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Carolin Steiner

Carolin Steiner hat ihren Master of Arts in Anglistik gemacht und arbeitet an der Intersektion von Narrativ, Mensch und Technologie. Dabei beschäftigt sie sich insbesondere mit Storytelling in Serious Games, Gamification, sowie Motivationspsychologie.

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